Im Jahre 1891 wurde die Karnevalsgesellschaft in der Brauerei Jean Tiefenthal gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern zählten die Gebrüder Tiefenthal, Christian Jordan, Johann Klein, Philipp Schiefer, Johann Jordan, Josef Jung, der Oberlehrer Büro und Bahnhofsvorsteher des Derkumer Bahnhofs Wagner.

Erster Präsident wurde Josef Jung.

Spätere Präsidenten waren:

Peter Jordan, Willi Göranson, Stephan Kremer und Christian Göranson.

Gleich nach der Gründung übernahm der Verein die Organisation des Karnevalumzuges und anderer närrischer Veranstaltungen. Zu dieser Zeit ging der Zug nicht nur, wie es heute Brauch ist, durch Ottenheim, Derkum, Hausweiler und Lommersum, sondern zusätzlich auch durch Bodenheim. Ein weiterer Unterschied: an jeder Kneipe wurde angehalten und ein kleiner Umtrunk begangen. Bei einem Bierpreis von 10 Pfennigen konnte man sich dieses Vergnügen schon eher leisten. Bereits zu dieser Zeit stellte die KG den Prinzen für die genannten Ortschaften, was damals noch mit eigens für diesen Zweck komponierten Liedern verbunden war. Eine Tradition, die heute leider nicht mehr zur Anwendung kommt.

So feierte man 23 Jahre lang den rheinischen Karneval in Lommersum. Als im August des Jahres 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, kam das karnevalistische Treiben zum Erliegen. Bis zu diesem Zeitpunkt waren unter anderem der bereits erwähnte Oberlehrer Büro, Peter Prinz, Vincent Gruber, Leo Radermacher, Willi Esser und Hermann Kain zum Prinzen proklamiert worden. Das der Prinz in auch damals schon viel Humor und Ausdauer mitbringen musste, beweist das Motto des Prinzen von 1913/14, Hermann Kain. Dieses lautete: „Auf dem höchsten Wagen fein, sitzt der dicke Hermann Kain“. Das Fehlen vieler Männer, welche in den Krieg einzogen, die schlechte Versorgungslage und die generelle Melancholie ließen dem Karneval keinen Platz im öffentlichen Leben.

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges nahm auch die Karnevalsgesellschaft ihre Vereinsarbeit wieder auf. Für viele Menschen war es ein schöner Ausgleich zu der oft als „unsicher“ empfundenen Zeit der 1920er Jahre. Der Zweite Weltkrieg zwang die Lommersumer Jecken wieder zum Einstellen des Vereinsbetriebes. Und auch nach der Kapitulation vom 8. Mai 1945 wollte noch kein rechter Frohsinn einkehren. Erst im Jahr 1953 trafen sich einige Karnevalisten in der Gaststätte „Zur Krone“ und belebten den Karneval wieder. Der KG waren nun auch Tanzgarden, wie beispielsweise die Prinzengard, angeschlossen.

Der erste Vorstand war folgendermaßen aufgebaut:

1. Vorsitzender: Toni Metzmacher

2. Vorsitzender: Jakob Hilgers

1. Kassierer: Willi Brock

Schriftführer: Peter Hecker

Protokollführer: Johann Jordan

Zeugwart: Johann Bensberg

Spielleiter: Heinrich Krupp

Erster Prinz war Johann Jordan, genannt „Et Schängche“.

Dem erweiterten Vorstand gehörten folgende Personen an:

Phillip Jung, Josef Scholl, Bertram Diefenthal, Stephan Kremer und Josef Bollig

Die Veranstaltungen fanden bis zum Jahr 1988 im Saal der Gaststätte „Zur Krone“ statt. Da dieser jedoch den Flammen zum Opfer fiel, musste Ersatz gesucht werden. Auf dem Kaiser-Wilhelm-Platz wurde ein Zelt aufgebaut, welches den Zuschauern nicht nur genügend Platz, sondern auch eine gemütliche und gleichzeitig festliche Atmosphäre bot. Seit 1998 finden alle Veranstaltungen in der Mehrzweckhalle der Grundschule statt. Im Jahre stellte die KG zum ersten Mal ein Dreigestirn auf. An der Spitze stand mit Prinz Schäng I. der heutige Ehrenvorsitzende unseres Vereins. Das erste Damendreigestirn wurde in der Session 1999/2000 proklamiert. Bis zur Session 2007/08 stellte die KG immer eine Tollität. Leider riss diese Tradition ab, sodass wir seit 2009/10 auf eine eigene Tollität warten. Die Session 2010/11 war hingegen ein karnevalistisches Novum. Unsere KG ging eine, im Nachhinein nur als äußerst erfolgreich zu bezeichnende, Kooperation mit dem Freundschaftsbund Wüschheim-Büllesheim ein. So begleitete die KG das Dreigestirn aus Wüschheim-Büllesheim zu deren Auftritten, während wir uns mit einem Dreigestirn schmücken konnten. Beide Seiten haben von dieser Kooperation profitiert. Der ganze Stolz der KG waren die ihr angeschlossenen Tanzgarden. Von der Erfolgen der Tanzgarde „Weiß-Gold“ schwärmen noch so manche Zeitzeugen. Auch die Tanzgarden der jüngsten Vergangenheit unter der Leitung von Marianne Breuer führten diese Stolze Tradition fort. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass sich im Jahr 2007 die „Dancing Cheers“ Lommersum gründeten, welche seit diesem Zeitpunkt über Dorf- und Kreisgrenzen hinaus das Publikum begeistern.

Lommersumer Heimatlied

Wo vom Eifelland hinab ins Wiesental,

fließt die Erft hindurch vielleicht schon tausend Jahr,

wo die Linden stehen, weit zum Dorf hinaus,

da liegt unsere Heimat, da sind wir zu Haus,

wo die Felder liegen weit ums Dorf herum,

da liegt unsere Heimat, da liegt Lommersum.

Wer die Pekelskuhl kennt, und wo sie liegt,

wo man sonntags so die Fußballspiele sieht,

unsere Jungen laufen, geben niemals auf,

spielen für die Heimat, weil sie hier zu Haus,

woll´n zusammenhalten, wär´s doch sonst zu dumm,

spielen, kämpfen, tun sie nur für Lommersum.

Wo die Kirche hoch wohl in den Himmel ragt,

wo man zu dem Dörfchen auch Klein Spanien sagt,

doch wir nehm´s nicht übel, machen uns nichts draus,

weil es unsere Heimat, weil wir hier zu Haus,

und wir woll´ns geloben, nehmt es uns nicht krumm,

da liegt unsere Heimat, da liegt Lommersum.

Wo man hat gefeiert wohl über hundert Jahr,

groß und schön den alten, echten Karneval,

wo der schmucke Prinz winkt aus dem Wagen raus,

da liegt unsere heimat, da sind wir zu Haus,

wo der Zug zieht durch das ganze Dorf herum,

dreimal hoch soll leben, unser Lommersum.

Spanien, Olé!

Im Mai des Jahres 2015 wurde Lommersum vom WDR-Reporter Mathias Budzinski besucht. Er hatte gehört, dass Lommersum in der Region auch als „Klein Spanien“ bekannt ist und wollte dieser Frage nachgehen. In diesem Zusammenhang wurden Lommersumer Einwohner von ihm befragt. Nur wenige konnten eine plausible Erklärung liefern. Zugegeben, die Geschichte Lommersums ist nicht immer leicht zu erklären und zuweilen recht kompliziert, da die „Herrschaft Lommersum“ oft verschenkt, verkauft oder verpfändet wurde.

Natürlich kann die Geschichte Lommersums auf einigen wenigen Seiten nicht in all ihren Facetten präsentiert werden. Dieser Beitrag soll aus diesem Grund nur einen kleinen Einblick bieten.

Die erste urkundliche Erwähnung Lommersums (Lomundesheim) ist auf das Jahr 1047 zu datieren. Gemeinsam mit den Orten Ottenheim (856), Bodenheim (1136 Budenheim), Derkum (1176 Dedincheim), Hausweiler (1176 Huswilre) und Schneppenheim (1222 Snepheim) taucht Lommersum in der Mitte des 12. Jahrhunderts im Besitz des Herzogs von Limburg auf. Der Kölner Erzbischof Philipp v. Heinsberg (Pontifikat: 1167-1191) konnte die Herrschaft Lommersum, zu welcher oben genannte Orte gehörten, für das Erzstift Köln gewinnen.

Nach der Entscheidung des Limburger Erbfolgekrieges in der Schlacht von Worringen im Jahre 1288 musste der Kölner Erzbischof Lommersum an den

Herzog von Brabant abgeben. Knapp 70 Jahre gehörte das Gebiet auch zu Burgund (1404-1477), bis es schließlich an die Habsburger fiel. Der habsburgische Kaiser Maximilian I. vermachte Lommersum wiederrum seinem Sohn, Philipp dem Schönen. Aus seiner Ehe mit Johanna, die Wahnsinnige genannt, ging der spätere König von Spanien und gleichzeitige Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Karl V. (in Spanien: Karl I.) hervor. Somit war Lommersum (mit Kerpen) zu spanischem Territorium geworden.

Trotz mancher Verpfändungen, die römisch-deutschen Kaiser waren chronisch pleite, blieb Lommersum bis 1710 spanische Exklave. Im Jahre 1710 ging Lommersum an Kurfürst Johann Wilhelm v. d. Pfalz, welcher es seinem Minister, dem Grafen v. Schaesberg, schenkte. Bis heute halten viele Lommersumer Straßen die Geschichte aufrecht. So ist es wohl kein Wunder, dass es sowohl eine Limburgerstraße, eine Schaesberggasse und eine Brabanterstraße gibt. Die Walramstraße erinnert uns heute noch an den Bauherren der Pfarrkriche St. Pankratius, Walram v. Limburg.

Und auch das Lommersumer Wappen erinnert an unsere Geschichte. Den oberen Teil des Wappens (links: Turnierkragen mit drei Kanonenkugeln; rechts: Hirschgeweih) ziert bis heute das Wappen der Grafen von Schaesberg, während der untere Teil (Pflug und Schere) die landwirtschaftliche Bedeutung Lommersums hervorheben soll.

Die spanische Geschichte Lommersums ist also nicht nur im Ausruf „Spanien Olé“ bis heute fest verankert, sondern kann in unserem Dorf tagtäglich erfahren werden.

Das spanische Rathaus wurde, wie die Tafel anzeigt, in den Jahren 1786/87 erbaut. Über dem Eingangsportal ist das Wappen der Grafen v. Schaesberg in eine Wappenkartusche eingearbeitet.

Wer sich etwas näher mit der Lommersumer Geschichte befassen will, sei auf folgende Literatur hingewiesen:

• J. A. Vilar Sánchez, Kerpen und Lommersum. Zwei brabantische

Exklaven im Heiligen Römischen Reich (Geschichte im Kreis Euskirchen

27), Weilerswist 2014 (zugl. Nimwegen, Univ. Diss.).

• Das Lommersumer Heimatbuch, hrsg. v. d. Gemeinde Lommersum (Veröffentlichungen

des Vereins der Geschichts- und Heimatfreunde des

Kreises Euskirchen, Reihe B, 1), Euskirchen 1959.